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Warum die Lebenserwartung nicht überall gleich steigt

Wie sich der soziale Status auf die Lebenserwartung auswirkt, hat das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung in einer aktuellen Studie untersucht.

(verpd) Können Menschen eines Tages bis zu 150 Jahre alt werden oder gibt es eine biologische Grenze? Und wann wird die französische Rekordhalterin Jeanne Calment, die nachweislich 122 Jahre und 146 Tage alt wurde, abgelöst? Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung hat mit einer Studie versucht, Antworten zu finden und aufzuzeigen, wie sich die soziale Spaltung auf die Lebenserwartung auswirkt.

Seit rund einem Jahrhundert steigt die durchschnittliche Lebenserwartung an. Vor über 110 Jahren betrug die mittlere Lebenserwartung weltweit gerade einmal 30 Lebensjahre. Aktuell sind es nun rund 71 Jahre. Das heißt, pro Jahrzehnt stieg die Lebenserwartung um rund 3,5 Jahre an. Allerdings ist die Lebenserwartung früher und heute regional sehr unterschiedlich. Sie lag in 2015 in Europa, Süd- und Nordamerika und in westpazifischen Regionen bei deutlich über 75 Jahren, in Nordafrika, im Nahen Osten und in Südostasien dagegen bei knapp unter 70 Jahren und in Afrika bei nur rund 60 Jahren.

Neben den regionalen Unterschieden spielen auch die gesellschaftlichen Schichten hinsichtlich der Lebenserwartung eine Rolle, wie Studien belegen. Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung ist mit finanzieller Unterstützung vom GfK Verein in der Studie „Hohes Alter, aber nicht für alle“ zum einen den Ursachen dieses Ungleichgewichts und zum anderen der Wirkung einer immer älter werdenden Bevölkerung nachgegangen.

Biologisches Limit?

Ein Studienergebnis ist, dass selbst, wenn die Lebenserwartung im Durchschnitt pro Jahrzehnt nur noch um zweieinhalb Jahre – derzeit sind es laut der Studie drei Jahre – zunehmen sollte, dies bis zum Jahr 2060 eine erhebliche Lebensverlängerung bedeutet. Was letztendlich auch entsprechende Konsequenzen für die Alters- und Gesundheitsversorgung – auch in finanzieller Sicht – haben wird.

Für die Studienautorin Sabine Sütterlin könnte ein finanzielles Limit eine immer weiterwachsende Lebenserwartung jedoch bremsen. Nämlich dann, wenn die medizinischen Kosten weiter exorbitant steigen sollten, um Menschen in sehr hohem Alter noch mit dem dann medizinisch Möglichen zu versorgen.

Auf die Frage, ob es für Menschen ein biologisches Limit in der Alterung gibt, gebe es keine klare Antwort, erläuterten Sütterlin und Institutsdirektor Reiner Klingholz bei der Vorstellung der Studie. „Viele Studien belegen, dass zwei Faktoren entscheidend sind für gesundheitliche Ungleichheit und damit das Risiko, vorzeitig zu sterben: der Sozialstatus und das Bildungsniveau“, erklärte Klingholz.

Je höher der Sozialstatus, desto höher die Lebenserwartung

Je höher der Bildungsstand und der sich davon ableitende Sozialstatus, desto größer sind die Chancen auf ein langes Leben. Sütterlin verwies auf die Rauchgewohnheiten. Im Jahr 1965 sei Rauchen noch als „chic“ eingestuft worden. Über 40 Prozent der Menschen mit hohem und mittlerem Sozialstatus hätten damals noch geraucht, aber nur gut 30 Prozent derjenigen mit niedrigem Sozialstatus.

Nach Jahren der Aufklärung über die negativen Folgen für die Gesundheit durch das Rauchen hat sich für Menschen mit niedrigem Sozialstatus wenig verändert, tendenziell rauchen eher mehr. Bei denen mit hohem Sozialstatus ging die Quote über die Jahre stetig auf weniger als 20 Prozent zurück. Und bei denen mit mittlerem Sozialstatus rutschte die Zahl der Raucher auf unter 30 Prozent.

„Wohlstandsrisiken“ wie Rauchen, Fehlernährung, Bewegungsmangel und Übergewicht kämen im Allgemeinen seltener vor, je besser gebildet die betrachtete Gruppe sei, heißt es in der Studie. „Wer früher stirbt, war länger arm.“

Entwicklung der Lebenserwartung in Deutschland

Im geteilten Deutschland hatte sich über lange Jahre die Lebenserwartung für Frauen und Männer in etwa bis 1980 im Gleichklang nach oben entwickelt. Dann seien die Menschen in der DDR deutlich zurückgefallen, weil der Staat bei der medizinischen Versorgung vor allem auf den Erhalt der Arbeitskraft gesetzt habe. „Die Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, von denen eher Ältere betroffen waren, blieb dagegen zweitrangig“, hält die Studie fest.

Mit der Wiedervereinigung habe sich bei den Frauen die Lebenserwartung bereits ab dem Jahr 2000 wieder vollständig angenähert. Bei den Männern vollzieht sich dieser Prozess etwas langsamer.

„Erstaunlich ist, dass es in Deutschland merkliche regionale Abweichungen und Unterschiede zwischen einzelnen Bevölkerungsgruppen bei Gesundheit, Sterblichkeit und Lebenserwartung gibt, obwohl die medizinische Versorgung flächendeckend zur Verfügung steht“, heißt es in der Studie.

Deutliche regionale Unterschiede

Die höchste Lebenserwartung gibt es in Baden-Württemberg, hier werden Frauen 83,9 Jahre und Männer 79,5 Jahre alt, die niedrigste für Frauen dagegen im Saarland mit 82,1 Jahren und für Männer in Sachsen-Anhalt mit 76,2 Jahren. Kleinräumig betrachtet würden die Unterschiede noch deutlicher ausfallen.

Ein Beispiel ist der gut situierte bayerische Landkreis Starnberg, wo ein neugeborener Junge im Durchschnitt ein Alter von 81,5 Jahren erreichen dürfte. In der ehemaligen Schuhmachermetropole Pirmasens seien es nur 73,4 Jahre – acht Jahre weniger. „In den USA liegen sogar rund 20 Jahre zwischen dem Bezirk (County) mit der höchsten und jenem mit der niedrigsten mittleren Lebenserwartung“, wie das Berlin-Institut betont.

Doch was bedeutet eine längere Lebenserwartung für den Einzelnen? Wer länger lebt, kann auch mit einer längeren Rentendauer rechnen und braucht für längere Zeit ein entsprechendes Alterseinkommen, um den Ruhestand sorgenfrei genießen zu können. Mit steigendem Alter nimmt zudem statistisch die Wahrscheinlichkeit zu, ein Pflegefall zu werden. Für den Einzelnen ist es daher wichtig, frühzeitig finanziell für das Alter sowie für den Fall einer eintretenden Pflegebedürftigkeit entsprechend vorzusorgen. Die Versicherungswirtschaft bietet hier diverse Lösungen an.



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