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Wo und für wen ein hohes Armutsrisiko besteht

Die Menschen in finanziell prekärer Lage sind regional sehr ungleich verteilt. Dabei haben sich die Verhältnisse im letzten Jahr deutlich verschoben. Auch die Unterschiede nach Erwerbsstatus und Familienstand sind enorm, wie Daten des Statistischen Bundesamtes belegen.

(verpd) Das Statistische Bundesamt hat eine Statistik veröffentlicht, die die letztjährige Armutsgefährdung für die Bevölkerung nach Bundesländern und den Personengruppen aufgeschlüsselt zeigt. Die Gefahr war 2017 in Bremen am größten, in Baden-Württemberg und Bayern am niedrigsten. Besonders häufig von Armut betroffen waren zudem Familien mit mehr als zwei Kindern, Alleinerziehende und Arbeitslose.

Deutschlandweit lag letztes Jahr die Armutsgefährdungsquote nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) bei 15,8 Prozent. Als armutsgefährdet gelten nach einer Definition der Europäischen Union Menschen, die mit weniger als 60 Prozent des mittleren bedarfsgewichteten Einkommens (Median) der Bevölkerung in Privathaushalten auskommen müssen, wie Destatis erklärt. Grundlage für die Destatis-Statistik ist der Mikrozensus. Berechnet wird das bedarfsgewichtete Einkommen (Äquivalenzeinkommen) auf Basis der 1994 entwickelten OECD-Skala.

„Nach dieser wird der ersten erwachsenen Person im Haushalt das Bedarfsgewicht 1 zugeordnet, für die weiteren Haushaltsmitglieder werden kleinere Gewichte eingesetzt (0,5 für weitere Personen im Alter von 14 und mehr Jahren und 0,3 für jedes Kind im Alter von unter 14 Jahren), weil angenommen wird, dass sich durch gemeinsames Wirtschaften Einsparungen erreichen lassen“, so Destatis weiter. Laut Destatis liegt die Armutsgefährdungs-Schwelle bei einem Einpersonenhaushalt in Deutschland insgesamt zum Beispiel bei 999 Euro monatlich.

Regionales Armutsrisiko

Die Armutsgefährdungsquote in den einzelnen Bundesländern ist, gemessen an der bundesweiten Armutsgefährdungs-Schwelle, unterschiedlich stark ausgeprägt. Sie lag in den südlichen Bundesländern Baden-Württemberg und Bayern mit 12,1 Prozent am niedrigsten.

Mit etwas Abstand folgte Hamburg mit 14,7 Prozent. Danach kommt Schleswig-Holstein mit 14,8 Prozent, Brandenburg mit 15,0 Prozent, Hessen mit 15,4 Prozent, Rheinland-Pfalz mit 15,6 Prozent, Thüringen mit 16,3 Prozent, Niedersachsen mit 16,7 Prozent sowie Saarland und Sachsen mit jeweils 16,8 Prozent. Weit über dem Bundesdurchschnitt von 15,8 Prozent liegt die Armutsgefährdungsquote in Nordrhein-Westfalen mit 18,7 Prozent, Berlin mit 19,2 Prozent und Mecklenburg-Vorpommern mit 19,4 Prozent.

Das bundesweit höchste Armutsrisiko wies Sachsen-Anhalt mit 21,0 Prozent gefolgt von Bremen mit 23,0 Prozent auf. Im Vergleich zum Vorjahr blieben im Ländervergleich die Spitze und der untere Bereich unverändert.

Mehr Gewinner als Verlierer

Deutlich unterschieden sich die Armutsgefährdungsquoten laut den Auswertungen des Statistischen Bundesamts 2017 zwischen Ost- und Westdeutschland: Im früheren Bundesgebiet (ohne Berlin) hatten 15,3 Prozent der Bevölkerung ein erhöhtes Armutsrisiko. In den neuen Ländern (einschließlich Berlin) waren 17,8 Prozent der Menschen armutsgefährdet.

Im Vergleich zu 2016 stieg das Armutsgefährdungsrisiko in fünf Bundesländern. In Nordrhein-Westfalen nahm es um 0,9 Prozentpunkte und damit am stärksten zu. Es folgen Bremen mit plus 0,4 Punkten, Hessen mit plus 0,3 Punkten, Baden-Württemberg mit plus 0,2 und Rheinland-Pfalz mit einem Zuwachs von 0,1 Prozentpunkten. Unverändert blieben die Quoten in Bayern und Niedersachsen.

Alle anderen Bundesländer hatten im Vergleich zum Vorjahr eine niedrigere Armutsgefährdungsquote. Im Detail sind das Mecklenburg-Vorpommern mit minus 1,0, Sachsen mit minus 0,9, Thüringen mit minus 0,9, Brandenburg mit minus 0,6, Saarland und Sachsen-Anhalt mit je minus 0,4, Schleswig-Holstein mit minus 0,3 sowie Berlin und Hamburg mit je minus 0,2 Prozentpunkten. In Deutschland gesamt hat das Armutsgefährdungsrisiko um 0,1 Prozentpunkte von 2016 auf 2017 zugenommen.

Armutsgefährdung nach Alter, Haushaltstyp und Erwerbsstatus

Auch innerhalb der unterschiedlichen Altersgruppen, der Haushaltstypen und des Erwerbsstatus gab es deutliche Unterschiede. Während die Armutsgefährdungsquote bei Ehepaaren ohne Kindern bei 8,5 Prozent lag, betrug sie bei Alleinerziehenden mit Kindern 42,8 Prozent. Zwei Erwachsene mit zwei Kindern hatten ein Armutsgefährdungsrisiko von 11,3 Prozent, bei drei oder mehr Kindern waren es dagegen 29,1 Prozent. Hoch war die Armutsgefährdungsquote auch bei Einpersonenhaushalten, sie lag hier bei 26,5 Prozent.

Besonders deutlich zeigt sich die Gefahr bei Menschen ohne Arbeit. Hier liegt die Armutsgefährdungsquote 2017 bei 57,2 (Vorjahr: 56,9) Prozent. Zum Vergleich dazu: Für Selbstständige, einschließlich mithelfender Familienangehörigen, berechneten die Statistiker 8,9 Prozent, bei abhängig Erwerbstätigen 7,7 Prozent. Bei Rentnern und Pensionären betrug die Armutsgefährdungsquote im vergangenen Jahr 16,0 Prozent.

Bei den Altersgruppen hatten die niedrigste Armutsgefährdungsquote die 50- bis 65-Jährigen mit 12,1 Prozent, die höchste entfiel auf die 18- bis 25-Jährigen mit 26,0 Prozent. Auch minderjährige Kinder lagen hier mit 20,4 Prozent relativ hoch. Bei fast jedem können Risiken wie Arbeitslosigkeit, Scheidung, Krankheit oder Unfall erhebliche Einkommenseinbußen nach sich ziehen und damit in die Schuldenfalle führen. Die Versicherungswirtschaft bietet eine Vielzahl von Absicherungs-Möglichkeiten, damit der Einzelne die finanziellen Folgen solcher Ereignisse abfedern kann.



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